Freitag, 31. Januar 2020

Patrouille de France (PAF)


Was hat ein Australischer Schäferhund mit einem Alphajet zu tun und was, putain, hat das alles mit der Provence zu schaffen? Bon: Wir möchten, dass unser junger Hund zumindest die größten Dummheiten NICHT tut. Wir möchten das gute Tier aber weder anbrüllen noch schlagen oder sonstwie malträtieren. Also sind Herrchen und Hündchen bei Vincent in die Schule gegangen, einem professionellen Hundeflüsterer, der wirklich erstaunliche Tricks drauf hat. Ein paar Stunden übten wir dabei auf einer Art verwildertem Park neben dem Ort Lançon-Provence. Und plötzlich donnerten mehrere Jets im Tiefflug über uns hinweg. Und hinweg. Und hinweg...



Die Patrouille de France (PAF) existiert seit 1953, seit 1964 starten die Flugzeuge dieser sehr besonderen Einheit der französischen Luftwaffe von der Basis Salon-de-Provence aus. Diese Basis liegt aber eigentlich zwischen Salon und Lançon, und deshalb donnern die blau-weiß-rot lackierten Alphajets vor allem so dicht über letzteres Städtchen, dass die alten Häuser mit den Dachschindeln wackeln. (Ein fiktiver Pilot der PAF war mal Protagonist in einem Roger-Blanc-Krimi: https://provencebriefe.blogspot.com/2016/05/furcapitaine-roger-blanc-konnte-der.html )
Die Flieger der PAF sind gewissermaßen weltbekannt. Man sieht sie beispielsweise an jedem 14. Juli bei der großen Parade in Paris, wenn sie mit Rauchtanks eine blau-weiß-rote Wolkenkokarde über die Champs-Élysées ziehen. (Na ja, letztens hat ein Pilot auf den Knopf der falschen Rauchbombe gedrückt und die Tricolore war nur eine Zwicolore – smoke happens.)
Das Spektakel, das Pariser und andere nur hin und wieder bestaunen können, hat man zwischen Salon und Lançon, na, ich will nicht sagen: täglich, aber doch zwischen Frühjahr und Herbst in schöner Regelmäßigkeit. Die Piloten müssen halt irgendwo üben, in der Provence herrscht gutes Wetter, und in unseren Breiten ist der Boden auch schön flach, den Tieffliegern stellen sich nur wenige Berge vor den Bug.



Meistens sind es sechs bis acht Alphajets, die in Formation Salti fliegen, oder Fächer formen, oder manchmal zeichnet ein Pilot mit einer roten Rauchfahne ein Riesenherz in den Himmel und ein Kamerad schießt als weißer Amorpfeil mitten hindurch. Romantisch und, äh, nun ja, nicht total ungefährlich. Letztes Jahr ist ein Pilot nach einer finalen Landung mit dem Schleudersitz ausgestiegen, ist zum Glück sonst nichts passiert.
Du fährst also auf irgendeiner Landstraße, du kaufst beim Bäcker ein – oder du trainierst mal eben deinen Hund. Und plötzlich donnert eine Staffel Kampfflieger über deinen breiten Scheitel und du glaubst, du kannst die Bartstoppeln der Piloten zählen.



Ist das auch laut? Hä, was haben Sie gesagt? Beschwert sich denn jemand über den Lärm? Nö. Oder zumindest beschweren sich nicht viele, im Gegenteil: Aufkleber mit dem Signet der PAF zieren fast so viele Autohecks wie Logos von Olympique de Marseille, und bei der Touristeninformation und in den Souvenirshops sind Devotionalien der PAF ein Renner. Vielleicht liegt das daran, dass Provenzalen grundsätzlich laut sind, da machen ein paar Tiefflieger mehr auch nichts mehr aus.
Oder aber: Man muss diese fliegenden Typen in ihren tollkühnen Kisten (Ah, nein, der Filmtitel war irgendwie anders....) einfach gerne haben. Es ist schon irre, was sie machen. Da bleibst du stehen und staunst. Vincent bleibt stehen und staunt. Nur die richtigen Einheimischen von Lançon kloppen einfach weiter Tennisbälle übers Netz, für die ist ein Alphajet auch nicht exotischer als eine Dohle. (Ach ja: Auch Hunde ignorieren das Spektakel übrigens komplett und profitieren davon, dass Herrchen nicht aufmerksam ist.) Nach einer Viertelstunde, spätestens, ist das alles auch wieder gegessen, denn dann geht den Flugzeugen das Kerosin aus.
Außerdem, darf man nicht vergessen, ist die PAF ja auch ein Arbeitgeber in der Region. Eine gute Freundin unserer Jüngsten ist Tochter eines Piloten, so ein Job ist hier beinahe so normal wie Bäcker oder Schäfer. Allerdings muss man mal sehen, wie lange in unseren FFF-Zeiten eine derartige Verschwendung von Kraftstoff und fröhlich-unschuldige Produktion von Unmengen CO2 noch geduldet werden...



Noch eine Anekdote, bevor der Klimawandel die Alphajets vom Himmel schießt? Der farbige Rauch, den die Jets hinter sich herziehen, kommt aus Tanks, die im Rumpf angebracht sind. In denen schwappt eine ungiftige, aber eigentlich flüssige Farbe. 1964 hatte ein blauer Tank einen Defekt: Statt hinten über die Düse trat die Farbe – fragen Sie mich nicht: wie genau – vorne im Cockpit aus. Der Pilot brachte seine Karre zwar sicher hinunter auf die Landebahn, war aber von oben bis unten blau. Seine feixenden Kameraden tauften ihn „Schtroumpf“ - in Deutschland heißen die blauen Comicfiguren „Schlumpf“. Und seither werden die jeweils drei jüngsten Piloten der PAF „Schtroumpfs“ genannt...

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