Es freut mich doch sehr, dass am 22. Mai Capitaine Roger Blanc zum fünften Mal auf Verbrecherjagd geht - wenn auch höchst unfreiwillig und ziemlich illegal. Denn eigentlich
hat er im „Dunklen Arles“ nichts verloren,
aber er muss sich halt überall eine blutige Nase holen. Arles ist
eine Stadt mit mehr als 50 000 Bürgern, da ermittelt die Police
nationale, und ein Gendarm darf sich im Schatten des antiken
Amphitheaters gehackt legen, wenn es nach den Polizisten ginge. Aber
genau deshalb trifft sich Blanc in dieser Arena zum heimlichen
Rendezvous und da fällt ihm ein Toter vor die Füße und Aveline
wird auch beinahe ermordet und ... na ja. Man kann sein Leben
unkomplizierter leben als Roger Blanc, aber dann kommt man vielleicht
nie in die Provence und lernt niemals eine so aufregende Frau
kennen wie Aveline.
Blanc
und Aveline jedenfalls haben plötzlich bloß ein rasend
zusammenschrumpfendes Wochenende Zeit, um einen verflucht brutalen
Mörder zu jagen – einen Mörder, der wiederum sie
jagt. Und so liefern sie sich ein tödliches Duell zwischen dunklen
Mauern und der grau-schaumigen Rhône,
und über allem dräut ein regensatter Novemberhimmel. (Mais
oui,
Regen, November – die Provence liegt nicht in den Tropen, wir haben
hier richtige Jahreszeiten und der November ist nicht gerade der
Traummonat und gerade deshalb finde ich es toll, mal einen Krimi im
finstersten Herbst spielen zu lassen. Ist vielleicht mein Hamburger
Erbe, an der Elbe ist es ja im Juli so wie in der Provence im
November.)
Arles,
das findet Blanc zu seinem Leidwesen und mit schmerzendem Leib rasch
heraus, ist das ideale Setting, um sich von Bösewichten fertigmachen
zu lassen: labyrinthische antike Ruinen (manche auch noch, putain,
tief unter der Erde und so lichtlos wie die Hölle), mysteriöse
mittelalterliche Klöster wie aus einem durchgeknallten Fantasy-Epos,
vergessene Friedhöfe, dunkle Passagen und stille Gassen, in denen du
ganz alleine bist, wenn du stirbst.
Doch
mittendrin leben hippe Fotografen und Galeristen, genialische
Archäologen, angesagte Köchinnen und, eh
bien,
modisch perfekt ausgestattete und anabolisch perfekt gedopte
Arschlöcher. Blut fließt durch die Gassen von Arles und zwar aus
mehr als einem Körper. Blanc und Aveline werden zu Einbrechern und
Dieben und schießen mit unregistrierten Waffen um sich und unerbittlich
tickt dabei die Uhr die kostbaren Minuten weg...
Ich
will ja nicht so blöd sein und ausgerechnet für mein eigenes Buch
einen Spoiler liefern, doch eine winzige Ergänzung sei mir
hoffentlich gestattet: Zu den Bösen gehören hier auch ein paar
Nasen aus der Identitären Bewegung, die ja auch in Deutschland ihr
Unwesen treibt – die aber, Gott sei's geklagt, in Südfrankreich
ihren Ursprung und wohl ihre stärkste Basis hat. Im Roman sind Blanc
& Co. fassungslos, dass diese Typen vollkommen unbehelligt auf
Facebook und anderen Seiten hetzen können. Im echten Leben hat sich
das Anfang Mai endlich, endlich geändert: Facebook
hat die Seite der „Génération Identitaire“ wegen „discours
incitant à la haine“
ausgeknippst. Es gibt ihn noch, den Fortschritt in dieser Welt.
Ob
er jedoch Blanc und Aveline nützt? Die beiden müssen sich, ganz am
Ende, in der einsamsten und finstersten Ecke von ganz Arles einem
düsteren Killer stellen – in einer Ecke, die übrigens tagsüber
jedermann ganz legal und ohne mörderische Drohung ebenfalls besuchen
kann. Alors,
nur zu: für den eigenen Showdown in Arles – vielleicht im nächsten
November?
Und hier findet die geneigte Leserin, der geneigte Leser ein Interview über den Roman und Capitaine Blanc in seiner Schlechthinnigkeit:
http://www.dumont-buchverlag.de/verlag/aktuelles/detail/interview-mit-cay-rademacher/
PS: Es gibt auch ein paar schräge Stellen in Arles, an denen Aveline und Blanc vorüber eilen. Wer mag, der darf sie gerne wiederfinden, im Text oder in echt:
Ich war gerade mal wieder in Arles und habe das Buch vor Ort gelesen und genossen... aber seit wann gibt's einen TGV von Arles nach Paris?
AntwortenLöschenHerzlichen Dank für die freundlichen Worte! Ich bin nicht ganz sicher, vermute aber, das es die TGV-Verbindung seit 1993 gibt, seit die Linie in den Süden existiert. (In Arles seit den 2000er-Jahren vom modernen TGV-Bahnhof aus.) Direktverbindungen sind selten, im November - der Zeit der Romanhandlung - ist es der TGV Arles-Paris Gare de Lyon um kurz nach 20.00 Uhr. Im Sommer gibt's nur eine frühere Direktverbindung, ab 17.21 Uhr. (www.oui.sncf) Mit besten Grüße, Cay Rademacher
AntwortenLöschenIn den “Bürogebäuden” hab ich studiert. vielleicht sind ja deswegegen einige der wenigen Studierenden am Sonntag im Espace Van Gogh unterwegs... aber mit Büchern unterm Arm? Ein seltener Anblick ;)
AntwortenLöschenWann darf man den nächsten Capitain Blanc- Roman erwarten?
AntwortenLöschenRoger Blanc wird seinen nächsten Fall 2019 lösen. Mit besten Grüßen, Cay
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