In
der „Gefährlichen Côte
Bleue“ gibt es eine Passage, von der ich gedacht, ach was: von der
ich gehofft habe, dass sie schon ein paar Monate nach Erscheinen des
Romans von der Wirklichkeit überholt wird. Et
voilà:
Die Olympiade 2024 kommt, wie im Krimi angedeutet, in die Provence!
D'accord,
die eine oder andere Randsportart soll in Paris ausgetragen werden,
aber, hey, die wichtigsten Wettkämpfe finden direkt vor meiner
mediterranen Haustür statt: die Segelregatten.
Jetzt
ist es IOC-amtlich: die Olympischen Sommerspiele 2024 (im hiesigen
Jargon: les
J O)
kommen, nach 100 Jahren Irrfahrt durch die Welt, zurück nach Paris.
Und da man in Paris nicht so wahnsinnig gut segeln kann, und da es in
der Bretagne sommers nur drei Wetterzustände gibt (Regen, Nebel,
Ebbe), werden sich die Segler halt in der Bucht vor Marseille
duellieren. Mistral oder Südwind, dreißig oder vierzig Grad, blaue
Wellen und graue Delphine vor dem Bug! (Mais
oui,
es tummeln sich ein paar Hundert Flipper vor der provenzalischen
Küste. Letztens waren wir mit unserer segelnden Plastiktitanic
gerade mal an Port-de-Bouc vorbei, flupp, schon waren etwa zehn Tiere
da. Leider spielten sie um den Bug eines anderen – schnelleren,
eleganteren – Bootes und zogen schließlich mit dem von hinnen...)
Ich
freue mich auf jeden Fall, und eigentlich freue ich mich doppelt. Zum
ersten freue ich mich einfach so. Olympia, wow! (Soll ja Orte geben,
die Olympia in einer Volksabstimmung niedergeknüppelt haben. Aber
das ist halt der Unterschied zwischen Weltstadt und Nicht-Weltstadt.)
Zum
anderen freue ich mich, weil die Entscheidung voll in den Karton von
„Gefährliche Côte
Bleue“ rappelt. Meine Krimis um Capitaine Blanc sollen, hoffe ich,
nicht allein die Kochtopf-und-Weingut-Provence zelebrieren, sondern
halt die Provence in ihrer Schlechthinnigkeit beschreiben, zumindest
ansatzweise. Also gibt es hier eben auch, zum Beispiel,
Front-National-Wähler (immerhin mindestens ein Drittel meiner
Nachbarn), korrupte Politiker (gefühlt mindestens ein Drittel der
Gewählten) und Aluminiumfirmen, die ihren Dreck im Meer versenken
(wo ich aus juristischen Gründen Namen und Ort geändert habe, aber,
beispielsweise, Abraummenge und -zusammensetzung direkt aus den
entsprechenden Umweltunterlagen übernehmen konnte.)
Und
es gibt Olympia.
Rund
um den Étang de Berre nämlich, direkt neben Marseille, geht das
Ölzeitalter rapide dem Ende zu. Raffinerien schließen, die Luft
wird besser und das vormals verunstaltete Land liegt brach. Was tun?
Für Immobilienentwickler (promoteur
auf Französisch, reimt sich nur rein zufällig auf voleur)
ist das ein Schlaraffenland am Mittelmeer: Billigste Grundstücke
neben oder auf ehemaligen Raffineriegeländen. In wenigen Jahren
gibt's diese Stinkekästen nicht mehr, dafür aber kreuzen die
weltbesten Segler und Tausende Fans hier auf.
Zwei
Millionen Segler, so schätzt Nicolas Hénard, Präsident der
Fédération Française
de Voile und selbst zweifacher Goldmedaillengewinner, durchpflügen
Frankreichs Gewässer, und wer weiß, wieviele Millionen es weltweit
sind. Noch dazu sind Yachties normalerweise nicht die Ärmsten der
Armen. Viele, viele, viele von ihnen werden in den nächsten Jahren
gen Marseille aufbrechen, sie werden sich auf dem zukünftigen
Olympiarevier tummeln, sie werden die Küste sehen und sich sagen:
ach, ganz schön hier, und vielleicht wird der eine oder andere
denken, dass dies eine Alternative wäre zu einer Hütte an der Côte
d'Azur...
Genau:
die Spekulation wird munter blühen, die Preise werden steigen, und
viele, viele Menschen werden sehr, sehr reich dabei. Und das ist
genau das, was ein porschefahrender Segelfunktionär und Glücksritter
in der „Gefährlichen Côte
Bleue“ meinem Protagonisten prophezeit: seine Küste und Martigues
werden zur zweiten Côte
d'Azur. Im Krimi ist es noch nicht klar, ob Paris – und damit
Marseille – den Zuschlag für les
JO
bekommen wird. Unser Porschefahrer beschwört Capitaine Blanc, seine
Mordermittlungen so diskret wie möglich zu beenden, denn er fürchtet
einen imageschädigenden Skandal mitten in der hypersensiblen
Bewerbungsphase.
Das
ist nun vorbei: Capitaine Blanc müsste keine Rücksichten mehr
nehmen. Der Krimi hat sich, in dieser Hinsicht, bewahrheitet: die
Olympischen Spiele kommen.
Und,
klar, das stand auch schon in der Lokalzeitung: die Immobilienpreise
rund um den Étang de Berre und die Côte
Bleue ziehen bereits an...
PS: Dear American readers: You may find the blog (in German, yepp, sorry) on the book "Murderous Mistral" here:
https://provencebriefe.blogspot.fr/2014/05/esmag-vielleicht-etwas-seltsam.html
PPS: Und wer im Oktober ein wenig Zeit hat, der muss nicht nach Frankreich fahren, um Frankreich-Krimi-Autoren zu sprechen, es reicht ein Hopp nach Frankfurt. Auf der Buchmesse präsentiert sich diese Bande hier:
https://meinfrankreich.com/atout-france_krimiautoren_buchmesse/
PS: Dear American readers: You may find the blog (in German, yepp, sorry) on the book "Murderous Mistral" here:
https://provencebriefe.blogspot.fr/2014/05/esmag-vielleicht-etwas-seltsam.html
PPS: Und wer im Oktober ein wenig Zeit hat, der muss nicht nach Frankreich fahren, um Frankreich-Krimi-Autoren zu sprechen, es reicht ein Hopp nach Frankfurt. Auf der Buchmesse präsentiert sich diese Bande hier:
https://meinfrankreich.com/atout-france_krimiautoren_buchmesse/
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen