Freitag, 21. November 2025

Zwölf Provence-Krimis mit Roger Blanc: Rückblick und Ausblick auf Cold Cases

Ende November beginnt ja traditionell die Zeit der Weihnachtsmärkte und Rückblenden. Ich will weder mit der Provence noch mit Capitaine Roger Blanc Schluss machen, ganz im Gegenteil. Doch so ein mistralumtobter Spätherbsttag wie heute eignet sich gut, um mal eine kleine Zwischenbilanz zu ziehen.

Zwölf Provence-Krimis mit Roger Blanc und den Seinen gibt es nun. Die Geschichte eines jeden Bandes trägt sich in jeweils aufeinanderfolgenden Monaten zu – unser Gendarm hat also sein erstes Jahr in der Provence ziemlich ereignisreich und nur mit kleineren Blessuren überstanden.







Er, der in der Hauptstadt allzu erfolgreiche und also kaltgestellte Korruptionsermittler, hat natürlich auch im Midi seine Nase in Käuflichkeit und Durchstechereien gesteckt (Mörderischer Mistral). Ihm sind aber ebenfalls Stierkämpfer und Kunstdetektive begegnet (Tödliche Camargue), islamistische Terroristen und vielleicht etwas zu waghalsige Piloten (Brennender Midi), Umweltsünder und Naturschützer, Segler, Fischer und Taucher (Gefährliche Côte Bleue). Er hat sich mit Rechtsextremen herumgeschlagen (Dunkles Arles) sowie ein entführtes Kind gesucht und dabei längst vergrabene Geschichten aus dem Zweiten Weltkrieg gegen alle Widerstände ausgegraben (Verhängnisvolles Calès). Das ebenso archaische wie überraschend moderne Landleben hat ihn in Bann gezogen, die Welt der Wölfe, Schäfer und Jäger (Verlorenes Vernègues) ebenso wie die der Mandelzüchter, von denen eine Familie ein paar finstere Geschichten zu verbergen hat (Schweigendes Les Baux). Blanc musste schreckliche Morde ausgerechnet dann aufklären, als Covid die Provence im Würgegriff hielt (Geheimnisvolle Garrigue). Er musste sich mit tödlich ehrgeizigen Saurierforschern und Staudammbauern am berühmtesten Berg des Südens herumschlagen (Stille Sainte-Victoire) und verhängnisvolle Intrigen einer bedrohten Winzerfamilie entwirren (Unheilvolles Lançon). Zuletzt ging es um Archäologen und Ruinen, Kunst und Wahn und einen Cold Case, ausgerechnet an einem der populärsten Orte der Provence (Rätselhaftes Saint-Rémy).

Kurz: Der gute Capitaine hat sich in seinem ersten Jahr in der Provence nicht gelangweilt.

Allerdings sind in der Zeit, in der für Roger Blanc zwölf Monate verweht sind, für uns in der realen Welt zwölf Jahre vergangen, auch wenn es sich, zumindest für mich, nicht so anfühlt, als sei das Dutzend bereits voll.

Roger Blanc wird weitermachen, doch ich befreie ihn fortan aus dem Ein-Buch-Ein-Monat-Korsett, so dass seine Zeit sich von nun an mit der unseren deckt. Er wird auch weiterhin mit all den Frauen, Männern, Kindern, Nachbarn, Freunden, die er liebt oder fürchtet (oder beides: liebt und fürchtet, Sie wissen schon, wen ich meine) zusammenleben. Er wird weiterhin mit Fabienne und Marius, mit Doktor Fontaine Thezan und seinem Chef Nicolas Nkoulou, mit überhaupt allen Kollegen (sowie zwei Neuankömmlingen) ermitteln.

Trotzdem ist noch etwas neu: Seit 2022 existiert in Frankreich der pôle national des crimes sériels ou non élucidés – ein Sondergericht, das sich ausschließlich mit Cold Cases befasst. (Was es in dieser Form in Deutschland leider nicht gibt.) Einige Spezialeinheiten von Police Nationale und Gendarmerie im ganzen Land arbeiten seither diesem im besten Franglais gemeinhin so bezeichneten „Pôle Cold Cases“ zu – und Roger Blanc (und nicht nur er) wird einer (fiktiven) Sondereinheit in Salon-de-Provence zugeteilt, nur wenige Kilometer von seiner ewig zu restaurierenden Ölmühle und der bisherigen Station in Gadet entfernt.





In Bedrohliche Alpilles werden seine Kollegen und er es mit einem ungelösten, rätselhaften Fall zu tun bekommen: mitten in der Idylle der Provence ist eine Familie ausgelöscht worden (und ein vielleicht zufällig anwesender Zeuge gleich mit) – doch niemand weiß, warum. Kein Motiv, kein stichhaltiger Beweis, keine brauchbare Zeugenaussage, kein Verdächtiger… Blanc beginnt seinen ersten Cold Case mit einer einzigen Gewissheit: Der Mörder lebt noch immer am Tatort, irgendwo in den Alpilles…

So, jetzt stürzen wir uns aber erst einmal in den Festtagstrubel. Im nächsten Frühjahr freuen wir uns dann auf Roger Blancs dreizehnten Fall. Das heißt, in aller Bescheidenheit und Hoffnung: Ich würde mich freuen, wenn Sie sich auch freuen.



Mehr dazu gibt es schon hier: https://www.dumont-buchverlag.de/buch/cay-rademacher-bedrohliche-alpilles-9783755811923-t-7791

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