Montag, 2. Dezember 2024

L'Almanach II, Kurzgeschichten aus Salon-de-Provence

Wenn Sie noch ein tolles provenzalische Geschenk suchen, fahren Sie mal kurz in Salon-de-Provence vorbei und kaufen in einer der beiden tollen Buchhandlungen dort L’Almanach II für sich oder ihre Lieben ein, kostet bloß acht Euro. L’Almanach II, ah ja… D’accord, mit Werbung wird das hier nix, aber eine nette kleine Geschichte steckt schon drin. Die geht so:







Isabelle Conseil ist Lehrerin und Journalistin und weil sie neben diesen Jobs unfassbarerweise immer noch Zeit hat, organisiert sie auch noch gefühlt das halbe Kulturleben von Salon-de-Provence. Außerdem ist sie eine Schulfreundin meiner Frau, das heißt, wir kennen uns schon wirklich, wirklich lange. Eines von Isabelles zahlreichen Projekten nennt sich L’Almanach.

Die Idee dahinter: Autorinnen und Autoren aus Salon lassen sich im Laufe eines Jahres von Zeitungsmeldungen aus Salon zu einer, genau, Kurzgeschichte über Salon inspirieren. Ungefähr ein Dutzend Beiträge werden zu einer Anthologie zusammengefasst, die zum Jahresende erscheint.



Super Idee, doch leider hatte ich keine Zeit. Isabelle kann allerdings, sagen wir: so freundlich nachfragen, dass dir bloß noch eine Antwort übrig bleibt. Also habe ich denn doch mitgemacht und siehe, ein Wunder geschah. Ich fand’s geil.

Ich habe mir einen eher abseitigen Artikel über einen eher abseitigen Ort in Salon ausgesucht, um einen eher abseitigen und, ja doch, ziemlich bösen Kurzkrimi zu schreiben. Das ist vermutlich eine Charakterschwäche, aber das Schreiben einer finsteren Geschichte hat mir, heißt wohl nicht umsonst so, höllischen Spaß gemacht. Zum Beispiel kann man den Killer der Geschichte in genau jenem Viertel wohnen lassen, in dem im echten Leben gute, liebe, ganz und gar friedliche Freunde von uns inmitten lauter lieber, ganz und gar friedlicher Nachbarn leben.




Außerdem wurde das so der erste literarische Text, den ich auf Französisch geschrieben habe. Deutsch und auch Englisch (mehr dazu hier: https://provencebriefe.blogspot.com/2024/07/sommer-in-eyguieres-mystery-magazine.html) sind ja okay, aber die Sprache von Molière bis Fred Vargas ist für einen Nicht-Initiierten, nun ja, recht sperrig. Frankreich ist vielleicht das einzige Land auf der Welt, in dem es populäre Fernsehsendungen gibt, in denen Dutzende, beim Finale Hunderte Freiwillige aller Altersgruppen von Oberlehrern zusammengestellte, absurd komplexe Diktate über sich ergehen lassen. Sieger ist, wessen Text am Ende die wenigstens Fehler aufweist. Ich meine, hey, in jeder anderen Kultur bist du froh, wenn du irgendwann in Unter- oder Mittelstufe der Zeit der Diktate entronnen bist, doch hier… Nun gut: In Frankreich sollt man sich mit Texten jedenfalls Mühe geben, das Publikum ist anspruchsvoll. Also habe ich mir Mühe gegeben wie ein Siebtklässler, der schwitzend den Füller schwingt, und siehe, ein Wunder geschah, ich habe mich amüsiert. (Und glücklicherweise haben meine Frau und Isabelle meine leider noch vorhandenen Germanizismen weggebügelt.)

So ist dieser Almanach für meine Mitstreiter und mich und hoffentlich auch für Isabelle ein schöner Spaß geworden. Übrigens auch handwerklich ein Spaß: Schön illustriert, von einer Druckerei bei uns um die Ecke gedruckt und ohne eBook-Version. Ganz am Ende steht ein kleiner woker Hinweis: Almanach écrit et illustré par des humain.e.s – „von Mensch*innen geschrieben und illustriert.“ KI, wo ist dein Schrecken? Wir haben uns gewissermaßen selbst beschenkt, und das darf zu Weihnachten ja auch mal sein.

In diesem Sinne…



Isabelle Conseil (ed): L’Almanach II, Choses Vues, Éditions Encre Sympathique, Salon-de-Provence 2024, ISBN 978-2-9588948-0-1


weitere Infos und Bestellmöglichkeiten gibt es hier:

https://www.salonculture.org/editions-encre-sympathique/