Montag, 13. Mai 2024

Unheilvolles Lancon - Capitaine Roger Blancs elfter Fall

Endlich ist es Mai im Midi! Capitaine Roger Blanc ist jetzt seit elf Monaten in der Provence – was bedeutet, dass Sie (sofern Sie mir gewogen sind) und ich dem Flic und seinen Freunden, Kollegen, Nachbarn sowie Finsterlingen aller Art seit elf Jahren auf seinen Irrungen und Wirrungen folgen. Und endlich, endlich, erscheint „Unheilvolles Lançon“ - der neue Band mit Blanc, der genau in jenem Wonnemonat ins Bücherregal taumelt, in dem unser Held auch ermittelt.





Wobei, Wonnemonat…

Der Mai ist hier schon reichlich heiß und trocken. (D’accord, dieses Jahr 2024 ausnahmsweise nicht, da fühlt sich die Provence an wie Hamburg, ziemlich feucht, aber alles schön grün hier. Doch normalerweise, ahhh, da ist der Mai inzwischen unser erster sowie schönster Sommermonat.) Heiß & trocken schon im Mai, das bedeutet enorme Schwierigkeiten, doch auch ein paar enorme Chancen für die Winzer in unserer direkten und etwas weniger direkten Nachbarschaft. (Lançon liegt bei uns um die Ecke, wer sich an den „Brennenden Midi“ erinnert, erinnert sich vielleicht auch noch an eine alte Burg und ein abgestürztes kleines Flugzeug ebendort; siehe https://provencebriefe.blogspot.com/2016/05/furcapitaine-roger-blanc-konnte-der.html)






Ich wollte keinen Wein-Krimi schreiben, der Dich und mich mit Klischees abfüllt, Weinproben, schönes Gästehaus, knorziger Winzer, solche Sachen, die interessieren auch Roger Blanc nicht die Traube. Lieber will ich zumindest andeuten, dass es ein sehr altes, sehr kunstreiches Metier ist, aber eben auch eines, bei dem die Beteiligten heute mit sehr hohem Einsatz spielen: Einsatz an High-Tech und Phantasie, an Wissen und Mut zum Risiko, an Arbeit, Sorgen und, ja doch, richtig viel Geld. (Und das interessiert einen ehemaligen Korruptionsermittler schon eher…)








Winzer machen sich beispielsweise Sorgen um Buschbrände. Nicht, dass ihre Reben brennen, fürchten sie, sie fürchten den Rauch, weil der … na, lesen Sie es ruhig nach. Winzer kämpfen Olympia-mäßig um Goldmedaillen. Winzer, manche zumindest, verkaufen ihre Güter an Hollywoodstars in der Liga von Angelina Jolie und Brad Pitt. (zum Wein in seiner Schlechthinnigkeit: https://provencebriefe.blogspot.com/2024/04/weinanbau-in-der-provence.html)

Und also Weltklasse-Krimistoff, ganz ohne Zynismus.


Außerdem überragt bei einem Weingut hier ein wirklich schroffer, steiler, wilder Felsen Reben, Olivenhaine, Buschwerk. Dieser Felsen ist ein ideales Spielgerät für Freeclimber, die sich gerne an den steilen Flanken austoben. ("Felsen", "Freeclimber", daran denkt man ja auch nicht sofort, wenn man "Wein" und "Provence" hört.) Jedenfalls haben Regen, Wind und ich-weiß-nicht-welche tektonischen Kräfte über Äonen oben auf der schmalen Kuppe eben jenes Felsens kleine Becken ausgehöhlt, bei denen mein krimiautordeformierter Verstand sofort an Gräber denken musste. Gräber, in denen ein Mörder sein Opfer ablegt... Ein Opfer, das ausgerechnet von dort oben spurlos verschwindet, als Blanc und die anderen Gendarmen hinaufklettern und nachsehen...

Das ist doch auch ein Krimistoff, nicht wahr?





Und damit es nicht zu idyllisch wird, kommt auch Marseille vor: Ein altes Schiff im Alten Hafen. Das Haus des Verrückten. Und ein wahnsinnig hässliches Krankenhaus mit einem wahnsinnig schönen Ausblick auf die schönste und chaotischte Stadt am Mittelmeer. (Und, mais oui, Blancs und unser alter Freund Kad Djendelli spielt auch mit.)





Hier jedenfalls gibt's mehr zum Buch:

https://www.dumont-buchverlag.de/buch/cay-rademacher-unheilvolles-lancon-9783755810056-t-5914


Es würde mich also wirklich sehr freuen, wenn Sie Roger Blanc und den Seinen auch auf dieser, seiner elften Reise ins Herz der Provence begleiten…


P.S.: Was ganz anderes, aber noch ein Krimi: In ein paar Tagen erscheint im Kampa-Verlag die Neuausgabe eines Krimis von Georges Simenon: Maigret und das Gespenst (übersetzt von Julia Becker, Barbara Klau, Hansjürgen Wille). Da hatte ich die Ehre und das Vergnügen, ein Nachwort schreiben zu dürfen. Maigret, Paris, Sechziger Jahre… fühlen Sie sich auch diesen Klassiker ans Herz gelegt.